Aus westfälischen Bildsammlungen; Bd. 4. Hg. im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Westfälisches Landesmedienzentrum, hg. v. M. Köster.
Münster i.W.
agenda Verlag
2006
177 S.
140 Abb.
Text dt. - Walter Nies stammte aus einer gut situierten, alteingesessenen Lippstädter Brauereifamilie. Aus gesundheitlichen Gründen war ihm eine dauerhafte berufliche Tätigkeit verwehrt. Früh konzentrierte er sich ganz auf seine Leidenschaft, das Fotografieren und Filmen. In Lippstadt stand er damit nicht allein, es existierte eine lebendige Szene organisierter Amateurfilmer. Der Blickwinkel von Walter Nies war nie eingeschränkt. Die Verwendung des Schulterstativs war eines seiner Markenzeichen; traumhaft ruhige Bilder und ruckelfreie Schwenks. Er wechselte vielfach seinen Standort im Raum, ging zur Seite, drehte sich mit der Kamera, ging in die Knie, stieg auf Podeste. Sogar in einer fahrenden Achterbahn wurde er filmend gesehen. Er zeigte Menschengruppen, konzentrierte sich auf Persönlichkeiten und die Gesichter von Menschen.
Text dt. - Über seinen Sportskameraden Albert Speer lernte der Fotograf Walter Frentz die Regisseurin Leni Riefenstahl kennen, wurde ihr wichtigster Kameramann und fand sich bald im engsten Umfeld Adolf Hitlers wieder. Offiziell zuständig für Filmdokumentationen aus dem Führerhauptquartier, entstanden parallel Fotos, die nicht für die Veröffentlichung bestimmt waren. Drei Kapitel ragen aus seinem atemberaubenden Archiv besonders heraus: Die Bilder für seinen Film »Hände am Werk«, noch entstanden unter dem Eindruck der Neuen Sachlichkeit, die rund tausend Köpfe umfassende Galerie der Nazi-Täter, die er in einem improvisierten Studio im Führerhauptquartier aufnahm, und die fast vedutenhaft romantischen Panoramen zerstörter deutscher Städte. Der Bildband wirft außergewöhnliche Schlaglichter auf die Mentalität der führenden Nationalsozialisten, den Umgang mit dem Krieg und ihren wachsenden Realitätsverlust. (Kat. Frölich & Kaufmann, Berlin 05.2017).